30. August 2023
„Wie eine Freundschaft, auf die man sich verlassen kann“
Erste WM-Teilnahme – und direkt mit der Mannschaft das Ticket für die Paralympics in Paris gelöst. Im Sommer 2022 erlebte Gianna Regenbrecht ihren bisherigen sportlichen Höhepunkt: Sie feierte im dänischen Herning ihre WM-Premiere und machte zugleich mit dem deutschen Team in der Para-Dressur die Qualifikation für das Großereignis 2024 perfekt.
Gianna Regenbrecht ist zuversichtlich, dass sie auch bei den Paralympics zu den vier deutschen Athletinnen und Athleten zählt, die um die Medaillen reiten dürfen: „Ich habe durch die WM viele Erfahrungen sammeln können, das war sehr hilfreich“, so die Münsteranerin, die seit einem Reitunfall im Jahr 2014 inkomplett querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Den großen Traum von der Teilnahme an den Paralympics wird sie allerdings nicht gemeinsam mit Fürst Sinclair in Angriff nehmen können: Der Hengst, mit dem sie seit Anfang 2022 so erfolgreich Turniere bestritt, musste 2023 aus gesundheitlichen Gründen mit dem Leistungssport aufhören. „Das war natürlich unheimlich bitter. Wir waren dicke Freunde und hatten gemeinsam großen Spaß auf den Turnieren, aber die Belastung wäre für ihn zu hoch gewesen“, sagt Regenbrecht.
Eingewöhnung mit Tomorrowland
Nun ruhen ihre Hoffnungen auf Tomorrowland, einem sieben Jahre alten Oldenburger, mit dem sie sich seit Juli 2023 Schritt für Schritt auf Wettkämpfe vorbereitet. „Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Monaten ein gutes Team werden“, sagt Regenbrecht und fügt hinzu: „Für ihn ist es eine Umstellung, weil er vorher kein Para-Pferd war. Ich muss ihn langsam daran gewöhnen, dass er von mir keine Hilfe mit den Beinen erhalten kann, sondern stattdessen mit beiden Gerten.“
Üblicherweise sitzt die Medizinstudentin, die im Frühjahr 2022 ihr Physikum ablegte, an fünf Tagen in der Woche im Sattel. An einem weiteren Tag sorgt sie für ein „Ausgleichsprogramm“ für ihren Vierbeiner, zum Beispiel mit Spazierengehen. Auf dem Gelände des Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf bieten sich hervorragende Bedingungen – für Tier und Mensch. „Und natürlich ginge das alles nicht ohne ein tolles Team, das einen unterstützt“, so die 29-Jährige.
„Es ist alles schon aufregend genug“
So gelingt auch die Balance zwischen Sport und Studium – im Sommersemester 2024 wird Regenbrecht möglicherweise etwas weniger für ihr Studium machen und stattdessen den Fokus stärker auf Paris richten. Möglich wird das auch durch das NRW-Sportstiftungs-Stipendium. „Es ist für mich ein großes Glück, dass es für mich mit dem Stipendium weitergeht. Das ist wie eine Freundschaft, auf die man sich verlassen kann. Das Stipendium gibt mir eine gewisse Ruhe bei der Planung – denn gerade, wenn man Leistungssport mit einem Lebewesen treibt, ist alles schon aufregend genug“, sagt sie. Die Zusammenarbeit hab aber über die finanzielle Unterstützung hinaus einen Mehrwert: „Wenn die Leute an einen glauben, gibt einem das unheimlich viel Rückenwind.“