13. September 2021

Was bringt eine Impflotterie?

Unter dem Hashtag #HierWirdGeimpft ruft eine bundesweite Impfwoche zur Impfung gegen Corona auf. Doch wie genau lassen sich bislang Ungeimpfte zum Pieks motivieren? Diskutiert wird in diesem Zusammenhang auch immer wieder über eine Impflotterie. Was ist eigentlich genau darunter zu verstehen? Und wie könnte eine Impflotterie die Impfkampagne tatsächlich unterstützen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema Impflotterie.

Was ist eigentlich eine Impflotterie?

„Impflotterie“ ist kein geschützter Begriff und darf frei verwendet werden. So gibt es weltweit verschiedenste Angebote, die unter dem Namen Impflotterie laufen, aber ganz unterschiedlich ausgestaltet sind. In den USA, Hongkong oder Israel beispielsweise gab es Kreuzfahrten, Freiflüge oder Geldprämien als Anreiz für jene, die sich haben impfen lassen. Im US-Bundesstaat Ohio wurde bei „Vax-a-Million“ mehrfach jeweils eine Million Dollar unter Bürgerinnen und Bürgern verlost, die sich impfen und dann für die Lotterie hatten registrieren lassen. Auch Stipendien für eine staatliche Uni gab es zu gewinnen. Wichtig dabei ist die Unterscheidung einer Lotterie zu einem Gewinnspiel. Ebenfalls ein entscheidender Punkt: Darf grundsätzlich jede und jeder an dieser Lotterie teilnehmen – oder darf nur teilnehmen, wer tatsächlich geimpft ist?

Wie erfolgreich sind die bisher gelaufenen Impflotterien?

Der tatsächliche Erfolg ist nicht klar beziehungsweise zeigen Forschungen, dass die erhoffte Steigerung der Impfquote zumindest durch Impflotterien nicht eintritt. So ist im US-Bundestaat Michigan das Ziel, die Impfquote mittels Lotterie in einem Monat um zehn Prozent zu steigern beispielsweise verfehlt worden: Im Juli stieg der Prozentsatz der Einwohner Michigans, die sich mindestens einmal hatten impfen lassen, trotz laufender Impflotterie um 1,7 Prozent. Weltweit beachtete Forschungen von Nora Szech, Professorin für Politische Ökonomie am Karlsruher Institut für Technologie, haben ergeben, dass weder Appelle noch Impflotterien ausreichen, um große Effekte zu erzielen oder auch nur annähernd eine Herdenimmunität zu erreichen. Sie sieht als Alternative zu einer Impflicht die Auszahlung von Impfboni. Dabei zeichne sich ein robuster Anstieg der Impfbereitschaft ab, wenn dreistellige Beträge im Spiel sind.

Gibt es in Deutschland eine Impflotterie?

Lotto24 wirbt mit einer Impflotterie. Dabei handelt es sich um die bereits vor Corona gestartete Soziallotterie freiheit+, die eigentlich mit der Impfthematik nichts zu tun hat. Lotto24 hat sich marketingseitig dazu entschieden, die Teilnahme an einer Ziehung kostenlos zu machen, um dann bei einem eintretenden Gewinn die Überweisung des Gewinns von einem Impfzertifikat abhängig zu machen. Dabei bleibt unklar, ob sich der Kunde durch die Lotterieteilnahme animiert hat impfen lassen oder dieser einfach seinen bereits bestehenden Impfstatus für ein Freispiel nutzt. Zudem dürfen Menschen teilnehmen, die sich nicht impfen lassen können. Insofern bleibt der Einfluss dieses Angebots auf die Impfquote offen. Die Lotterie freiheit+ hat also im eigentlichen Sinne mit einer Impflotterie nicht wirklich etwas zu tun, greift das Thema lediglich auf und ermöglicht ein Freispiel.

Ist die Einführung einer staatlichen Impflotterie geplant?

Eine staatliche Impflotterie ist nicht geplant. Das Anbieten neuer, mit hohen Millionenjackpots ausgestatteten, Lotterien in Deutschland ist nicht „aus dem Stand“ möglich. Dies liegt vor allem an zwei wesentlichen Punkten:

  • Das Auflegen einer großen Lotterie mit überzeugender Kommunikation, in diesem Fall zur Impfthematik, nimmt insbesondere mit Blick auf die Produktentwicklung, eine lange, auch technische, Vorbereitungszeit in Anspruch.
  • Lotterien in Deutschland sind genehmigungspflichtig. Dieser Prozess ist aufgrund der komplexen Regelungen sehr langwierig. Vor dem Hintergrund ist auch die föderale Struktur mit 16 Landeslottogesellschaften zu beachten. Diese müssten einem nationalen staatlichen Angebot einheitlich zustimmen.

Wäre eine Impflotterie langfristig noch denkbar?

Die Bundesregierung lehnt ein monetäres Anreizsystem zur Stärkung der Impfkampagne ab. Die fehlende Evidenz, dass eine Impflotterie tatsächlich spürbare positive Effekte auf eine verbesserte Impfquote hat, spricht zudem gegen ein solches Angebot. Darüber hinaus sind die Motive, warum ein Mensch an einer Lotterie teilnimmt, grundsätzlich anderer Natur als sich impfen zu lassen.