1. August 2023

Ein Sicherheitscheck für Glücksspiel

Spielen soll in erster Linie Spaß machen. Das heißt auch, dass Risiken am besten schon bei der Entwicklung eines Spiels bedacht und so weit wie möglich abgemildert werden sollten. Akademisch entwickelte Ansätze können helfen, Gefahren vorherzusehen – besser, als der Mensch es kann. Ein Beispiel ist das Analysetool Gamgard.

Das Instrument Gamgard kommt während der Entwicklung eines neuen Spiels zum Einsatz. Spieleanbieter prüfen damit das Risikopotenzial eines Spieles, indem sie sich seine Eigenschaften anschauen. Diese werden in strukturelle und situationelle Charakteristika unterschieden: Strukturelle sind solche, die die Lust aufs Spiel verstärken – und bei problematischen Spielern die Gefahr exzessiven Spiels bergen. „Beispiele sind Jackpot-Höhen, die Frage, wie schnell ein Spiel ist oder wie oft man im Spiel gewinnen kann“, erklärt Anne Pattberg. Sie ist Expertin für Responsible Gaming. Außerdem hat sie die entsprechenden Standards der European Lotteries und das Responsible Gaming Framework der World Lottery Association mitentwickelt. Bei den situationellen Charakteristika geht es primär um die Umgebung. „Ein Beispiel hierfür ist, wo es ein Spiel zu kaufen gibt: nur in der Annahmestelle oder auch im Online-Bereich“, sagt Pattberg. So werden schon bei der Entwicklung von neuen Spielen mögliche Risiken frühzeitig erkannt.

Um ein Spiel zu prüfen, gibt der Anbieter relevante Informationen wie etwa die Spielzeit oder die Höhe des Jackpots in ein interaktives Modell ein. Gamgard beurteilt das Spiel anhand aller Parameter. Diese können auch geändert werden, um abzulesen, welchen Effekt sie konkret auf die Risikoeinstufung haben. „Durch die Untersuchung der spezifischen Risikomerkmale eines Spiels ist es möglich, genau zu bestimmen, wo die problematischen Elemente liegen“, so erklärt das Unternehmen Gamgard auf seiner Website. Die Ergebnisse zeigt das Tool anschließend in drei Ampelfarben an: Grün steht für geringes Risiko, Gelb für mittleres und Rot für hohes.

Hohes Risiko – was jetzt?

Wird Rot angezeigt, heißt das: Das Spiel enthält Elemente, die geändert werden sollten. Ansonsten können sie eine Bedrohung für gefährdete Spieler sein. „Auch durch Verbraucherschutzmaßnahmen kann man das Risiko reduzieren“, erklärt Anne Pattberg. Das kann etwa dadurch erreicht werden, die Verfügbarkeit des Spiels einzuschränken oder Ausgabenbegrenzungen einzuführen. Daneben gibt es auch allgemeinere Responsible-Gaming-Maßnahmen, beispielsweise Aufklärung über verantwortungsbewusstes Spielen sowie den möglichen Selbstausschluss von Problemspielern. „Die Risikoeigenschaften könnten so angepasst werden, dass ein Gleichgewicht zwischen Aufregung und Gesamtrisiko erhalten bleibt“, so die Initiatoren des Tools.

Bei der Entwicklung des Instruments haben sich die Macher auf wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt. 2006 wurde Gamgard von den beiden britischen Psychologen Dr. Richard Wood und Dr. Mark Griffiths ins Leben gerufen. Außerdem stand ihnen ein Team aus rund 20 erfahrenen Gaming-Forschern und medizinischen Spezialisten aus den USA, Kanada, Australien und Deutschland zur Seite. Heute ist bereits die dritte Version des Tools auf dem Markt, die mit Beiträgen führender Forscher aktualisiert wurde. Mit regelmäßigen Anpassungen tragen die Entwickler von Gamgard aktueller Forschung sowie neuer Glücksspieltechnologie Rechnung. Damit haben Spieleentwickler und Responsible-Gaming-Verantwortliche die Chance, sich umfassend über die Auswirkungen ihres Angebots zu informieren. Gamgard wird weltweit erfolgreich eingesetzt. In Kanada hat der Gesetzgeber es bereits zum Standard für alle Spieleanbieter erklärt.