9. Dezember 2024

Die WestLotto-TopTalente 2024: Ultimate-Frisbee-Spielerin Milena Kintrup

Sport ist viel mehr als nur Medaillen: Unter diesem Leitgedanken fördern WestLotto und der Landessportbund NRW die „Toptalente des Leistungssports“ in Nordrhein-Westfalen. Bis zu acht Nachwuchstalente aus verschiedensten Sportarten werden jährlich auf ihrem Weg in den Spitzensport unterstützt und stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Die 21-jährige Milena Kintrup aus Münster spielt Ultimate Frisbee. Für die meisten unter uns ist der Sport mit der Scheibe nur eine Freizeitbeschäftigung im Park, doch für die Psychologiestudentin war es ihr sportliches Aufleben. Wie sie dazu gekommen ist und welche Bedeutung das Team im Sport hat, erzählt sie im Interview. Das Interview erschien zuerst im LSB-Magazin Wir im Sport.

Bei der Vorrecherche habe ich gesehen, dass es eine Tatortfigur aus Münster gibt, die genauso heißt wie du. Gibt es da einen Zusammenhang oder ist das Zufall?

Tatsächlich nicht, das ist Zufall, aber ich bin letztens fast in die Dreharbeiten reingefahren mit meinem Fahrrad. lacht

Wie bist du zum Ultimate Frisbee gekommen?

Ich bin durch meinen Papa zum Ultimate Frisbee gekommen. Er hat im Verein gespielt bei der älteren Mannschaft.  Er hat mich einfach zum Training mitgenommen und ich fand es ganz cool. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich vielleicht zum Training in meine Altersklasse gehen will. Das war dann die U 17.

Seit wann spielst du Ultimate?

Das erste Training war Ende 2017 und seit Mitte 2018 habe ich parallel zur U17 auch im Erwachsenenbereich angefangen. Ab dann war ich mehrmals die Woche beim Training.

Die meisten kennen Frisbee als Freizeitsport im Park. Erkläre uns gerne, was Ultimate Frisbee ist und wie es funktioniert.

Es ist eine Teamsportart. Es gibt zwei Mannschaften zu sieben Personen, das Spielfeld ist etwas kleiner als ein Fußballfeld und es gibt zwei Endzonen. Das Ziel ist die Scheibe in der Endzone der gegnerischen Mannschaft zu fangen – dann gibt es einen Punkt. Man kann bis zu 15 Punkte machen. Wenn man die Scheibe in der Hand hat, darf man nicht laufen und nur noch einen Sternschritt machen – wie beim Basketball.  Wenn man die Scheibe in der Hand hat, dann kann man von dem anderen Team angezählt werden bis zehn. Man hat daraufhin zehn Sekunden, um die Scheibe loszuwerden. Dadurch wird es schnell und die anderen haben Druck, dass sie gute Angebote laufen.

Ich habe was vom “Spirit of the Game” gelesen. Was ist das?

Ultimate Frisbee ist ein sehr fairer Sport. Das liegt am “Spirit of the Game”, es ist ein Ehrenkodex und den nehmen alle ernst.  Am Ende eines Spiels gibt es eine “Spirit of the Game”-Bewertung, da wird das gegnerische Team in verschiedenen Kategorien bewertet. Die Bewertung spiegelt wider, wie das Team aufgetreten ist. Und ich finde ein Sieg fühlt sich nur gut und verdient an, wenn man eine gute Spirit-Bewertung bekommt.

Mehr über alle Toptalente finden Sie auch hier.

Das zählt tatsächlich ins Spiel hinein?

Ja, allerdings separat vom Spielstand. Man könnte theoretisch auch unfair gewinnen, aber dann hätte man eine schlechte Bewertung und diese wird auch veröffentlicht. Schlechte Bewertungen könnte zum Beispiel dazu führen, dass man bei manchen Turnieren keinen Platz bekommt.

Wie bereitest du dich auf einen Wettkampf vor?

Ich schaue, dass ich die Woche genug schlafe. Die Wettkämpfe sind meistens wo anders, dort fahren wir als Team zusammen hin. Direkt vor dem Wettkampf gehe ich für mich meine Stärken und Ziele für das Spiel durch.

Welche Rolle spielt die Teamarbeit und das Vertrauen in die Teammitglieder?

Ich würde sagen, eigentlich die größte Rolle. Wenn man das Vertrauen nicht hat, dann läuft es einfach nicht. Man kann keinen Alleingang machen, weil man nicht laufen darf mit der Scheibe, dadurch braucht man mindestens zwei Leute, aber eigentlich meistens mehrere Leute und viele Pässe, um so die Scheibe hochzutragen über das Feld bis in die Endzone.

Welche sportlichen Erfolge hast du und was hat dich motiviert?

Ich würde sagen, die größten Erfolge waren letztes Jahr. Da sind wir mit der Mannschaft des SC Münster 08 bei der Deutschen Meisterschaft Dritter geworden. Und dann haben wir uns mit Münster letztes Jahr für die EUCF qualifiziert. Das heißt European Ultimate Club Finals, und das ist sozusagen die Europameisterschaft für Clubmannschaften. Da kommen die besten Clubs aus Europa zusammen und da sind wir Siebter geworden. Zusätzlich habe ich in der U 24 Damen-Nationalmannschaft gespielt. Da sind wir zur Weltmeisterschaft gefahren, nach Nottingham in England, und da sind wir Dritte geworden.

Hast du schonmal eine Scheibe ins Gesicht bekommen?

Ja, tatsächlich. In einem meiner ersten Trainings sogar. Da hatte ich dann auch Nasenbluten. Es tat weh, aber es war okay, es ist ja eine Plastikscheibe. Und es kommt darauf an, wie stark sie geworfen ist. Wenn man die mit großer Geschwindigkeit ins Gesicht bekommt, dann glaube ich, kann man sich bestimmt auch die Nase brechen – aber das ist mir zum Glück nicht passiert.

Apropos Scheibe, ist das eine normale Plastikscheibe, oder ist das eine spezielle?

Das ist eine Plastikscheibe mit einem bestimmten Gewicht – sie wiegt 175 Gramm. Es ist auch wichtig, dass es immer die gleichen sind, weil man sich an das Gewicht und die Lage in der Hand gewöhnt.

Welchen Ratschlag würdest du jemandem geben, der nach unserem Interview auch mit Ultimate anfangen will?

Viel werfen! Mit guten Würfen steht und fällt das ganze Spiel und die Motivation weiterzumachen. Ich bin sehr viel werfen gegangen, damit ich schnell Erfolge erzielen konnte. Und weil es noch nicht so eine bekannte Sportart ist, hat man relativ gute Chancen, auch auf recht hohem Level zu spielen – das ist eigentlich ein ganz cooler Ausblick.

Hast du aus den letzten Turnieren einen Moment, an den du dich gerne zurückerinnerst?

Letztens standen wir im Viertelfinale und spielten ein sehr knappes Spiel – es stand 14 zu 14 und die Zeit war bereits abgelaufen. Da habe ich den letzten Punkt gemacht. Das war sehr cool!

Das Interview erschien zuerst im Magazin Wir im Sport des LSB NRW // Fotos und Video: © LSB NRW / Bowinkelmann