9. Dezember 2024
Die WestLotto-TopTalente 2024: Leichtathletin Katharina Wehr
Sport ist viel mehr als nur Medaillen: Unter diesem Leitgedanken fördern WestLotto und der Landessportbund NRW die „Toptalente des Leistungssports“ in Nordrhein-Westfalen. Bis zu acht Nachwuchstalente aus verschiedensten Sportarten werden jährlich auf ihrem Weg in den Spitzensport unterstützt und stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Leichtathletin Katharina Wehr verbindet mit dem Laufsport Freiheit, Natur und Leidenschaft. Wie der Sport sich durch ihr Leben zieht und wieso Duisburg sich wie Urlaub anfühlen kann, erzählt sie im Interview. Das Interview erschien zuerst im LSB-Magazin Wir im Sport.
Zum dritten Mal in Folge hast du dir in diesem Jahr den Sieg beim Rhein-Ruhr-Marathon geholt. Was ist das für ein Gefühl?
Den Marathon in der Heimatstadt zum dritten Mal zu gewinnen, ist ein tolles Gefühl! Man kennt die Strecke und sieht an und auf der Strecke viele Bekannte. Das motiviert nochmal zusätzlich schnell zu laufen. Der stimmungsvolle Zieleinlauf in der MSV-Arena belohnt einen für die Anstrengungen auf der Strecke. Auch wenn man nach 42 Kilometern natürlich platt ist, ist es ein super gutes Gefühl, wenn man im Ziel ankommt.
Hat das Laufen dein Leben beeinflusst?
Egal, was man für Herausforderungen hat, sei es privat, in der Schule, in der Uni oder beruflich, das Laufen ist eine Konstante, die mir hilft, den Kopf freizukriegen. Der Sport zieht sich durch mein ganzes Leben, wie ein roter Faden.
Seit wann betreibst du denn den Sport?
Durch meine Eltern, die den Sport ausüben, ist das Laufen schon immer ein Teil von mir. Erst bin ich mit dem Rad mitgefahren und dann selbst gelaufen. Die ersten Bambiniläufe habe ich im Grundschulalter absolviert und bin dann einem Leichtathletik-Verein beigetreten. Mit 17 Jahren habe ich mich dann nur für das Laufen entschieden.
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Wie gestaltest du deine Trainingswoche?
Der Mittwoch ist der fixe Termin, an dem ich mit meiner Trainingsgruppe laufe. Ansonsten gehören einige lockere Läufe dazu. Zusätzlich leite ich selbst Kurse, die ich dann mit in mein eigenes Training einbinde. Und Wochenenden nutze ich für längere Einheiten.
Also trainierst du gerne in Gruppen…
Total gerne, auch wenn das nicht immer einfach ist, sich zeitlich zu treffen. Das Schöne ist, dass ich Freund*innen habe, die den Sport ebenfalls auf Leistungsniveau ausüben. Wir stimmen uns ab und passen unser Training an, um zusammen zu trainieren. Dann kann man auch ruhig mal etwas schneller oder langsamer laufen als alleine.
Welche Laufstrecken bevorzugst du?
Am liebsten eine Strecke im Wald, z.B. der Duisburger Stadtwald oder die Sechs-Seen-Platte. Das ist auch was für das Auge. Ich bin dann direkt raus aus dem Alltag, weil es sich manchmal wie Urlaub anfühlt – wenn man nicht darüber nachdenkt, dass man eigentlich noch in Duisburg ist (lacht).
Hast du bestimmte Gewohnheiten vor einem Lauf?
Ich plane genau durch, was ich anziehe (schmunzelt) und überlege, was gut zusammenpasst und worin ich mich wohl fühle.
Wie bereitest du dich auf einen Wettkampf vor?
Wenn keine Wettkämpfe anstehen, trainiere ich im Grundlagenbereich. Das ist dann kein hartes Training. Vor einem Wettkampf wird es dann ein bis zwei Wochen vorab deutlich intensiver. Die Tage vor dem Lauf sind aber ruhiger und entspannt. Die Schnelligkeit bleibt z.B. durch Steigerungsläufe erhalten.
Wie bleibt deine Motivation aufrecht, wenn es regnet oder kalt ist?
Wenn ich zum Laufen verabredet bin, dann überlege ich gar nicht und wenn ich ein Ziel vor Augen habe, dann soll es nicht am Wetter scheitern. Ist man einmal unterwegs, dann spielt es keine Rolle mehr. Man muss einfach loslaufen.
Und was ist, wenn Ergebnisse nicht sofort sichtbar werden?
Das gehört einfach dazu und kann nicht immer bergauf gehen, was ich mittlerweile weiß. Aber nur weil der erste Kilometer sich nicht gut anfühlt oder die Zeit nicht stimmt, darf man nicht direkt aufgeben. Das Rennen kann sich trotzdem noch entwickeln.
Welche Ausrüstung ist für dich beim Laufen unverzichtbar?
Auf jeden Fall meine Schuhe, in denen ich mich wohlfühle! Und beim Straßenlauf ist es meine Uhr, damit ich genau weiß, wie schnell ich beispielsweise auf einem Kilometer bin.
Und welche Rolle spielt die Ernährung für dich als Läuferin?
Ich bin kein Fan davon, auf alles zu achten. Wenn ich mir Dinge verbieten würde zu essen, nimmt mir das die Lebensqualität. Dafür esse ich viel zu gerne auch mal Süßigkeiten (lacht). Ich versuche mich vielfältig und ausgewogen zu ernähren.
Regeneration ist sicherlich auch wichtig…
Regeneration wird oft unterschätzt. Auch wenn es mir als Sportlerin schwerfällt, die Füße mal still zu halten, ist das wichtig, um mich langfristig entwickeln zu können.
Du bist durchs Laufen viel unterwegs. Wie verbindest du das mit deinem Privatleben?
Viele meiner Freund*innen sind im Laufbereich aktiv, ich selbst arbeite in einem Laufgeschäft. Wir erleben also viele Momente zusammen. Wettkämpfe, die weiter weg stattfinden, kann man super mit einem schönen Wochenende verknüpfen. Dadurch habe ich auch schon viele Städte kennengelernt.
Kannst du uns von einem besonders herausfordernden Rennen erzählen und wie du es gemeistert hast?
Das war der Duisburg Marathon 2022. Marathon ist eine Herausforderung, weil viel passieren kann. Damals war es auch heiß. Ich ging an den Start und merkte, dass ich die führende Frau bin. Es ist dann auch ein Führungsauto mitgefahren. Das fand ich richtig cool, weil man das als Frau selten hat. Beim ersten Mann fährt immer ein Auto mit, aber die erste Frau geht mittendrin sonst irgendwie immer etwas verloren. Dann wurde noch mein Name durchgesagt, dass ich führend laufe. Beim letzten Kilometer wusste ich, dass ich den Marathon sicher gewinnen werde. Das war mega, als ich dann ins Stadion eingelaufen bin und Freund*innen und Familie dort auf mich gewartet haben. Alle waren stolz, ich selbst auch (strahlt).
Neben deinem sportlichen Erfolg warst du schon das Werbegesicht auf einem Bus für den Rhein-Ruhr-Marathon und näherst dich 1.000 Follower*innen auf Instagram. Welche Ziele hast du für die Zukunft?
Ich würde gerne meine Bestzeiten verbessern. Es gibt ein paar, die ich nicht so stehen lassen möchte. Beispielsweise ist die Zeit für die 10.000 Meter aktuell bei 35:08 Minuten. Diese „08“ muss weg (lacht). Privat und beruflich freue ich mich im Laufladen immer auf viele Aufgaben und mein Wissen an Kund*innen weiterzugeben. Vielleicht kann ich das auch langfristig an die Laufkurse vermitteln. Ich möchte die Laufanfänger*innen dazu motivieren auch bei Läufen in Duisburg mitzumachen.